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Juli 20th, 2015
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Vortrag von Univ.Prof. Prof. h. c. Dipl.-Ing. Dietmar Wiegand
im Rahmen des 3. Handelssymposium
„finanziell.handeln – privates Kapital für die Innenstadtenwicklung“
16. Juli, Kurfürstliches Palais, Trier, Veranstalter:
Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz,
Energie und Landesplanung, Rheinland-Pfalz
Sehr geehrte Frau Staatsministerin, meine sehr verehrten Damen und Herren,
vielen Dank für die Einladung in den kurfürstlichen Palais der wunderschöne Stadt Trier. Bevor ich darüber spreche, was die Schönheit historischer Innenstädte mit dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) und dem EStG zu tun hat, möchte ich Sie bitten an einem Experiment mit zu wirken:
Bitte schließen Sie die Augen und stellen Sie sich Ihre Heimatgemeinde oder eine andere Gemeinde, zu der Sie eine enge Beziehung haben, vor. Wenn es Ihnen gelungen ist, vor Ihrem geistigen Auge ein Bild dieser Gemeinde zu erzeugen, dann löschen Sie aus diesem Bild bitte das historische Zentrum der Gemeinde oder der Stadt. Sie werden sehr wahrscheinlich bemerken, dass nicht viel von Ihrem Bild übrig bleibt.
Die meisten von Ihnen, sogar Personen, die sich wie ich eine Stadt vorgestellt haben, deren mittelalterliches Zentrum im 2. Weltkrieg nahezu vollständig zerstört wurde, Darmstadt, verlieren das Bild ihrer Heimatgemeinde, verlieren einen ganz wichtigen Identifikationsort, einen ganz wichtigen Grund in diese Stadt zurück zu kehren, wenn sie sich die Stadt ohne die historische Innenstadt vorstellen.
Warum das so ist, hat viele Gründe: Die historischen Zentren sind baulich wesentlich einheitlicher gestaltet. Im Mittelalter war „Form follows Fiction“ – ich baue was mir einfällt – schon technisch und durch die Beschränktheit der verfügbaren Baumaterialien nicht möglich. In der Gründerzeit sorgten strenge Bauvorschriften zur Brand- und Seuchenbekämpfung für eine identitätsstiftende Einheitlichkeit. Und nicht zuletzt sind oder waren die Innenstädte die Orte, an denen wir neue Kleider oder den ersten Fotoapparat gekauft haben oder schlicht zum Schaufensterbummel gegangen sind, weil die Läden um 18 Uhr schlossen oder wir kein Geld hatten.
Die Historiker unter Ihnen haben Recht; der Markt war ursprünglich vor den mittelalterlichen Stadtmauern und Fachwerkbauten kannten ursprünglich keine großen Schaufenster. Historische Gebäude sind nicht nur gebautes kulturelles Erbe; sie sind auch aufgeladen mit Geschichten – mit Familiengeschichte, mit Anekdoten, mit Glück und Unglück. Es gibt neben der sichtbaren Geschichte auch diese unsichtbaren Geschichten, die uns faszinieren, die Wert sind, weiter erzählt zu werden.
Ganzen Vortrag Download
Kontaktdaten Prof. Wiegand:
wiegand@tuwien.ac.at
+49 1523 1058732